Abrissbirne Axel F.: Eddie Murphy ist wieder der „Beverly Hills Cop“ (2024)

Da ist er also wieder! Axel Foley, der Cop mit der Collegejacke und dem Turbomundwerk. 40 Jahre nach seinem ersten, 30 Jahre nach seinem letzten Kinoauftritt, kehrt er via Netflix zurück. Er fährt durch seine Stadt Detroit, lächelt, nimmt die „Fick dich, Foley!“-Rufe des Straßenvolks beinahe huldvoll entgegen. Und ist schon nach knapp zehn Minuten wieder der alte Springinsfeld, der Raubgesindel mit einem Schneepflug durch die Straßen der winterlichen Motown verfolgt.

Eine gerammte Dixitoilette ist erst der Anfang. Manche werden vielleicht aus Schaden klug, Axel Foley aber ist die menschliche Abrissbirne, wenn, dann muss Schaden aus ihm klug werden.

Und das ist lustiger als gedacht. Ehrlich – der Foley-Film davor war Schrott, kein Wunder, dass das Franchise 1994 beerdigt wurde. Ein Wiederbelebungsversuch als Serie endete 2013 mit einem Pilotfilm (Brandon T. Jackson als Foley-Spross Aaron), der aus sicherlich stichhaltigen Gründen nie gesendet wurde. All das wissend, hatte man dem Film mit dem einfallslosen Titel „Beverly Hills Cop: Axel F“ geradezu angstvoll entgegengeblickt. Hatte Eddie Murphy doch vor drei Jahren unter dem Signet des roten „N“ erst die Fortsetzung der fortsetzungsunwürdigen Krampfkomödie „Der Prinz aus Zamunda“ (1988) vermasselt.

Die Story des neuen Foley-Films ist von der Stange

Die „BHC 4″-Story ist eher von der Stange. Sein Boss auf dem Detroiter Präsidium nimmt Foley nach der Schneepflugsache die Dienstmarke ab, rät ihm, sich in der Auszeit mit seiner Tochter zu vertragen. Passt perfekt, dass Jane (Taylour Paige), eine Anwältin in Beverly Hills, von der Unschuld eines mutmasslichen Copkillers überzeugt ist, von den Unbekannten, die diesem Samuel Enriquez den Mord aber partout in die Schuhe schieben wollen, aus dem soundsovielten Stock eines Parkhauses geschubst wird (fürs Erste noch mit Rettungsstahlseil).

Sein alter L.-A.-Kumpel Rosewood (Judge Reinhold) informiert Axel von der Gefahr, in der Jane schwebt. Und Axel kommt mit dem nächsten Flieger. Mit der ihm entfremdeten Jane und ihrem „Love-Interest“, dem Detective Bobby Abbott (Joseph Gordon-Levitt), macht er sich auf die Suche nach den Strippenziehern und dem plötzlich verschwundenen Rosewood. Die Spur führt bald in die eigenen Reihen.

Eddie Murphy scheint seine Comedy zu improvisieren

Eddie Murphy ist in seinem Element. Der 63-Jährige sieht so frisch, sportiv und von der Zeit unangetastet aus wie immer, er trägt eine Collegejacke wie gehabt, sagt was, und wenn andere dann auch was sagen, quatscht er, ohne ihnen zuzuhören, über ihre Antwort weg. Ein fröhlicher Narzisst mit Goldmund, der in eine Hausdurchsuchung durch Gangster platzt, und den Sofafilzern so spontan wie erfolgreich suggeriert, er sei auch einer aus ihrem Ganovengefüge – hierarchisch über ihnen stehend.

Alle spielen Schau nach Drehbuch, nur Murphy scheint seine Comedy zu improvisieren. Den alten L.-A.-Cop Taggart (John Ashton spielte ihn in den ersten beiden „BHC“-Filmen) hat die Zeit dagegen mächtig in der Mangel gehabt. Und Reinhold („BHC“ 1–3) sieht als Rosewood inzwischen aus wie ein Double von Mickey Rourke.

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Und dennoch tragen diese Comebacks zum Erfolg des vierten Films bei. Wie natürlich auch der signalhafte „Axel F“-Elektrotrack von Harold Faltermeyer, der immer wieder angerissen wird und erst nach 70 Minuten komplett ertönt.

Die Krimihandlung liefert die Grundlage für familiäre Versöhnung

Alles Gedöns in dem Langfilmdebüt des australischen Regisseurs Mark Molloy steht selbstverständlich im Dienst von Annäherung und Aussöhnung. Familie-ist-alles-Kitsch mit lockerer Note. Aber der diskrete Thrill ist zumindest unterhaltsam – Kevin Bacon etwa ist, erst recht mit der Klapperschlangenstimme des deutschen Synchronsprechers Udo Schenk (er sprach auch Ray Liotta), ein perfekter, ganz bewusst eindimensionaler Krimiklamaukschurke.

Die Action erreicht zumindest zuweilen Kinoformat – etwa wenn Axel und sein potenzieller Schwiegersohn Bobby in einem bockbeinigen Hubschraubertango den Asphalt von Lady L. A. mit den Kufen streicheln.

„Ich bin vielschichtig und komplex“, empört sich Kartellmann Chalino (Luis Guzman), nachdem er von einem Cop zum schlichten „Drogendealer“ herabgewürdigt wurde. „Wir sehen die vielen Schichten“, gibt Axel Foley dem Mexiko-Mafioso recht, „wie eine Zwiebel.“ Ein Zitat. Murphy dockt hier an seine vielleicht beste Komödienrolle im neuen Millennium an, der Sprechstimme des Esels in den „Shrek“-Trickfilmen. „Oger sind wie Zwiebeln“, versuchte im ersten Film der Reihe der grimmige Grünling aus dem Märchenland damals dem gut gelaunten Grautier sein komplexes Wesen darzulegen. Die Mutmaßungen des Esels sind bekannt: „Oger stinken?“ – „Sie bringen einen zum Weinen?“ By the way: Der fünfte „Shrek“-Film ist derzeit in Planung.

Man mag den Film, er hat das Temperament des Originals und ist zweifellos der unterhaltsamste Streifen des Franchise nach diesem. Man mag ihn aber auch wegen seiner netten Kleinigkeiten. Als Axel durch Detroit cruist, sieht man eine Sekunde lang einen Restaurantinhaber, der sein Panoramafenster wischt – und man möchte schwören, dass das Danny DeVito war.

„Beverly Hills Cop: Axel F“, 117 Minuten, Regie: Mark Molloy, mit Eddie Murphy, Taylour Paige, Joseph Gordon-Levitt, Judge Reinhold, John Ashton, Kevin Bacon, Bronson Pinchot (ab 3. Juli bei Netflix).